Eine kürzliche Entdeckung von Astronomen, die den Gaia-Satelliten nutzen, hat ergeben, dass 55 hochgeschwindigkeits Sterne aus dem Sternhaufen R136 ausgestoßen wurden, der sich in der Tarantula-Nebel der Kleinen Magellanschen Wolke (LMC) befindet. Diese Entdeckung deutet darauf hin, dass bis zu einem Drittel der Sterne in R136 im letzten Jahrhundert ausgestoßen wurden.
Der R136-Haufen, der sich etwa 160.000 Lichtjahre von der Erde entfernt befindet, ist einer der massereichsten bekannten Haufen und enthält einige der größten Sterne, die je beobachtet wurden. Diese Sterne, die aus dem umgebenden Gas in der Nebel entstanden sind, sind relativ jung, nur einige Millionen Jahre alt.
Die Ejektion von Sternen aus solchen Haufen ist ein häufiges Phänomen, das durch die zufälligen Bewegungen von Gas und die gravitativen Wechselwirkungen zwischen den Sternen verursacht wird. Das Team, geleitet von Mitchel Stoop, einem Doktoranden an der Universität Amsterdam, hat die ausgestoßenen Sterne erfasst, die sich mit Geschwindigkeiten von über 100.000 km/h bewegen.
Die Analyse zeigte, dass die Ejektionen zu unterschiedlichen Zeitpunkten in der Geschichte des Haufens stattfanden. Das erste Ereignis fand vor etwa 1,8 Millionen Jahren statt, als der Haufen sich bildete, während ein zweites Ereignis vor etwa 200.000 Jahren auftrat. Bemerkenswert ist, dass die Sterne aus dem ersten Ejektionsereignis sich in zufälligen Richtungen bewegten, während die Sterne aus dem zweiten Ereignis eine gleichmäßigere Richtung aufwiesen.
Der Mitautor Alex de Koter schlug vor, dass das zweite Ejektionsereignis durch Wechselwirkungen zwischen R136 und einem nahegelegenen Haufen, der 2012 entdeckt wurde, verursacht worden sein könnte, was auf eine mögliche zukünftige Verschmelzung der beiden Haufen hindeutet.
Diese Entdeckung unterstreicht die bedeutende Rolle der ausgestoßenen Sterne bei der Beeinflussung anderer Regionen der Galaxie. Historisch gesehen könnten solche Ejektionen zur Reionisierung des Universums beigetragen haben, indem sie den Übergang von einem Zustand, der mit ionisiertem Gas gefüllt war, zu einem Zustand, der von neutralen Wasserstoffatomen dominiert wird, ermöglichten.