Brasilien plant die Gründung seiner ersten indigenen Universität, ein bedeutender Schritt zur Anerkennung und Bewahrung indigener Kulturen. Diese Initiative zielt darauf ab, die indigene Bildung zu transformieren, von einem Werkzeug der Assimilation zu einem Mittel der kulturellen Selbstbestimmung.
Professor Eliel Benites von der Universidade Federal da Grande Dourados (UFGD) erläutert das Projekt. Er betont die Bedeutung des interkulturellen Dialogs und des Respekts für die Vielfalt der 305 indigenen Gruppen Brasiliens, die 274 verschiedene Sprachen sprechen.
Die neue Universität wird als vernetzte Institution agieren und verschiedene indigene Gemeinschaften und Biome verbinden. Sie wird spezialisierte Kurse und Lehrpläne anbieten, die traditionelles Wissen mit westlichen akademischen Disziplinen integrieren. Ziel ist es, eine neue Generation zu fördern, die sowohl indigene als auch westliche Perspektiven bei der Wissensschöpfung wertschätzt.
Historisch gesehen wurde formale Bildung als Werkzeug genutzt, um indigene Völker in die brasilianische Gesellschaft zu assimilieren. Die Verfassung von 1988 markierte einen Wendepunkt, indem sie das Recht indigener Völker auf ihre eigenen Sprachen und Kulturen anerkannte. Die Gründung der indigenen Universität ist ein weiterer Schritt zur Wiedergutmachung vergangener Ungerechtigkeiten und zur Förderung kultureller Vielfalt.
Die Universität wird Herausforderungen angehen, wie die Einbeziehung traditionellen Wissens in den Lehrplan und die Bereitstellung angemessener Schulungen für indigene Lehrer. Sie soll einen Raum für ständiges Experimentieren mit pädagogischen Praktiken schaffen und sich von traditionellen, inhaltsbasierten Bildungsmodellen entfernen.
Die Initiative beinhaltet die Zusammenarbeit zwischen dem Ministerium für indigene Völker, dem Bildungsministerium (MEC) und anderen Regierungsbehörden. Die Nationale Arbeitsgruppe der indigenen Universität, die 2024 von MEC gegründet wurde, arbeitet an der Fertigstellung des Vorschlags in diesem Jahr. Die Universität zielt darauf ab, die Sprachpolitik, das Gedächtnis, die Museen und das indigene Kulturerbe zu stärken.