Neue Studie stellt Serotonin-Theorie der Depression in Frage

Eine bahnbrechende Studie unter der Leitung der Psychiaterin Joanna Moncrieff von der University College London hat eine bedeutende Debatte ausgelöst, indem sie den lange gehegten Glauben in Frage stellt, dass Depressionen hauptsächlich durch einen Mangel an Serotonin, oft als "Glückshormon" bezeichnet, verursacht werden. Die Studie, die am 4. November 2024 in der Zeitschrift Molecular Psychiatry veröffentlicht wurde, zeigt, dass es keine überzeugenden Beweise dafür gibt, dass niedrige Serotoninspiegel mit dem Auftreten von Depressionen verbunden sind.

Die Studie hat große mediale Aufmerksamkeit erregt, insbesondere weil sie die vorherrschende Vorstellung konfrontiert, dass Antidepressiva wirken, indem sie Serotoninungleichgewichte korrigieren. Die ursprüngliche Metaanalyse untersuchte jedoch nicht die Wirksamkeit von Antidepressiva; sie konzentrierte sich vielmehr auf die Serotoninhypothese selbst und legt nahe, dass es an der Zeit sein könnte, diese weit verbreitete Theorie zu überdenken.

Moncrieff und ihre Kollegen betonen, dass ihre umfassende Überprüfung zeigt, dass es keine überzeugenden Beweise dafür gibt, dass Depressionen mit niedrigeren Konzentrationen oder Aktivitäten von Serotonin verbunden sind. Sie argumentieren, dass Depressionen ein komplexes Syndrom sind, das von verschiedenen Faktoren beeinflusst wird, einschließlich genetischer Veranlagung, Gesundheitszustand und Störungen neuronaler Netzwerke, und nicht lediglich ein chemisches Ungleichgewicht darstellen.

Die Studie hebt die Notwendigkeit eines differenzierteren Verständnisses von Depressionen hervor, die etwa einen von vier Menschen in der Tschechischen Republik betreffen, insbesondere nach den jüngsten globalen Krisen wie der COVID-19-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine.

Darüber hinaus lenkt die Forschung die Aufmerksamkeit auf den alarmierenden Anstieg von psychischen Problemen bei Jugendlichen, wobei fast 40 % der Neuntklässler unter moderaten bis schweren Depressionen leiden. Dies unterstreicht die Bedeutung der Verbesserung der psychischen Gesundheitsversorgung und der Verringerung der Stigmatisierung psychologischer Störungen.

Der historische Kontext der Behandlung von Depressionen reicht von alten Überzeugungen, die Stimmungsschwankungen religiösen Ursachen zuschreiben, bis zu modernen psychoanalytischen und kognitiven Ansätzen, die den Einfluss früher Lebensereignisse und Denkmuster betonen. Aktuelle therapeutische Methoden, einschließlich kognitiver Therapie und innovativer Behandlungen wie der ketaminassistierten Therapie, werden erforscht, um Menschen, die gegenüber traditionellen Antidepressiva resistent sind, Linderung zu bieten.

Während die Forschung zu alternativen Substanzen wie Psilocybin und MDMA für therapeutische Anwendungen fortgesetzt wird, bleibt das Potenzial neuer Behandlungsparadigmen in der psychischen Gesundheit ein Bereich von großem Interesse und fortlaufender Untersuchung.

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