OTTAWA, 23. Dez. - Der kanadische Premierminister Justin Trudeau sieht sich wachsenden Forderungen aus seiner eigenen Partei gegenüber, zurückzutreten, da die Liberale Partei mit einer möglichen Wahlniederlage bei den bevorstehenden Wahlen kämpft.
Nach mehr als neun Jahren an der Macht leidet die regierende Liberale Partei unter Wählerermüdung, verstärkt durch steigende Kosten und eine Wohnungsnot, was zu erheblichen Verlusten bei den nächsten Wahlen führen könnte.
Berichten zufolge nahmen über 50 liberale Abgeordnete aus Ontario, der Hochburg der Partei, am Samstag an einem Telefonkonferenz teil und waren sich einig, dass ein Führungswechsel notwendig ist. Chandra Arya, ein langjähriger Unterstützer von Trudeau, erklärte, dass es keine Alternative zu einem Führungswechsel gebe.
Trudeau musste kürzlich zwei bedeutende Rückschläge hinnehmen: den Rücktritt von Finanzministerin Chrystia Freeland aufgrund eines politischen Streits und eine vereinte Front der Oppositionsparteien, die darauf abzielt, die Minderheitsregierung der Liberalen zu stürzen.
Falls Trudeau zurücktritt, könnten mögliche Nachfolger Freeland, Außenministerin Melanie Joly, Innovationsminister Francois-Philippe Champagne und der ehemalige Gouverneur der Bank von Kanada, Mark Carney, sein. Trudeau hat jedoch angedeutet, dass er die Feiertage mit der Familie verbringen und in den Skiurlaub fahren möchte, während er plant, über seine Zukunft im neuen Jahr nachzudenken.
Die Oppositionsführer argumentieren, dass angesichts der zunehmend prekären Lage von Trudeau und der drohenden 25%igen Einfuhrzoll auf kanadische Waren durch die neue US-Regierung eine Wahl notwendig ist, um eine stabile Regierung zu etablieren. Aktuelle Umfragen deuten darauf hin, dass die Konservativen bei einer Wahl die Liberalen erheblich übertreffen würden.
Die Liberale Partei veröffentlichte kürzlich eine Anzeige, in der gewarnt wird, dass ein Sieg der Konservativen zu Kürzungen bei den öffentlichen Ausgaben führen würde, wobei Trudeau in der Werbung nicht erwähnt wird.