Der Abbruch eines massiven Eisbergs vom George-VI-Schelfeis der Antarktis Mitte Januar hat eine seit Jahrhunderten verborgene, untergetauchte Region freigelegt. Der Eisblock mit einer Fläche von etwa 500 Quadratkilometern enthüllte ein bisher unerforschtes Ökosystem.
Ein internationales Team von Wissenschaftlern an Bord eines Schiffes des Schmidt Ocean Institute, einer Organisation, die sich der Meeresforschung widmet, entdeckte in dem Gebiet eine reiche Artenvielfalt. Die Expedition, die ursprünglich anderen Zielen diente, verlagerte ihren Fokus auf die Untersuchung des neu zugänglichen Ökosystems.
Sasha Montelli vom University College London, ein Mitglied der Expedition, beschrieb die Erfahrung als „Eintauchen in eine völlig unbekannte Welt“. Das Team war überrascht, in einer so feindlichen Umgebung eine so reiche Artenvielfalt vorzufinden.
Die zentrale Frage für die Wissenschaftler ist, wie diese Organismen so lange unter einer 150 Meter dicken Eisschicht ohne Sonnenlicht oder organische Substanz von der Meeresoberfläche überleben konnten. Die vorherrschende Hypothese besagt, dass Meeresströmungen essentielle Nährstoffe transportierten, die es dem Leben ermöglichten, unter scheinbar unwirtlichen Bedingungen zu gedeihen.
Laura Cimoli von der University of Cambridge, eine weitere Teilnehmerin der Expedition, erklärte, dass das Vorhandensein langlebiger Organismen darauf hindeutet, dass Nährstoffe seitlich ankamen, möglicherweise durch geschmolzenes Gletscherwasser.
Wissenschaftler beobachten auch, wie sich das neu freigelegte Gebiet an seine neue Realität anpasst. Das schmelzende Schelfeis könnte sich auf lokale Ökosysteme auswirken, und das Verständnis dieser Prozesse wird helfen, vorherzusagen, wie das Meeresleben auf die anhaltende Klimakrise reagieren wird. Die Expedition lieferte auch wertvolle Informationen über die Dynamik antarktischer Gletscher angesichts des beschleunigten Schmelzens großer Eisblöcke aufgrund der globalen Erwärmung.