Die Österreichische Nationalbank (OeNB) äußert weiterhin Bedenken hinsichtlich des Gewerbeimmobiliensektors und nennt steigende Risiken. Ab Mitte 2025 müssen Banken einen neuen Kapitalpuffer für dieses Segment einführen. Im Gegensatz dazu bleibt der Wohnimmobiliensektor dank der KIM-VO-Vorschriften stabil. Insgesamt dämpft ein schwaches wirtschaftliches Umfeld die Kreditnachfrage, so der aktuelle Finanzstabilitätsbericht.
Die Kreditqualität im Gewerbeimmobiliensektor hat sich weiter verschlechtert, die Quoten für notleidende Kredite (NPL) werden bis Mitte 2024 auf 5,5 % steigen, was einer Verdopplung seit dem Tiefststand von 2020 entspricht. Dieser Anstieg war insbesondere seit 2022 bemerkbar.
Im Gegensatz dazu liegt die NPL-Quote für den Gesamtsektor unter 3 %, während der Wohnimmobiliensektor deutlich unter 2 % liegt. Die Risiken im Wohnimmobilienbereich wurden durch strengere Vergaberegeln in Österreich (KIM-VO) stabilisiert, wobei nachhaltige Kredite derzeit über 80 % des Segments ausmachen.
Trotz der schwachen Wirtschaft, die Unternehmen zu vorsichtigen Investitionen veranlasst, bleibt die Rentabilität im Bankensektor hoch. Im ersten Halbjahr 2024 haben die Banken einen kumulierten Gewinn von 7 Milliarden Euro erzielt, unterstützt durch das Geschäft im Ausland, das nun 40 % der Bilanzsumme ausmacht. Die Gewinne der österreichischen Banken in Zentral-, Ost- und Südosteuropa stiegen um über 3 Milliarden Euro.
Die OeNB rät jedoch den Banken, bei der Ausschüttung von Gewinnen Zurückhaltung zu üben, um die Kapitalbasis weiter zu stärken. Darüber hinaus müssen sich die Institute auf strengere Aufsichtsregeln für Gewerbeimmobilienkredite vorbereiten, ab Mitte 2025 muss ein sektoraler Systemrisikopuffer von 1 % für in diesem Sektor vergebene Kredite eingeführt werden.