Mehrsprachigkeit im alten Ägypten: Papyri geben Einblicke in die römische Ära

Bernhard Palme von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften beleuchtet die Mehrsprachigkeit im römischen und spätantiken Ägypten und stützt sich dabei auf Papyrusforschungen, die auf der Konferenz des FWF-Exzellenzclusters EurAsian Transformations vorgestellt wurden. Bereits in hellenistischer Zeit, unter den Ptolemäerkönigen, wurde Griechisch zur Amtssprache. Die ägyptische Sprache blieb jedoch bestehen. Beide Sprachen existierten jahrhundertelang nebeneinander. Ägypten wurde 30 v. Chr. dem Römischen Reich angegliedert. Die Römer verwendeten Latein pragmatisch für die Armee und die hohe Verwaltung, während Griechisch für niedere Beamte und Ägyptisch für die allgemeine Bevölkerung erhalten blieben. Es existieren etwa 2000 lateinische Papyri, darunter Dokumente von römischen Soldaten, Geburtsurkunden, Testamente und literarische Texte. Ein Beispiel ist eine Schuldenvereinbarung zwischen Soldaten, die ein Darlehen von 200 Silberdrachmen zu einem Zinssatz von 9 % detailliert, das durch wertvolle Waffen gesichert ist. Die Papyri bieten Einblicke in das tägliche Leben und offenbaren Streitigkeiten und Sorgen. Ein Soldatenbrief warnt einen Kameraden vor Klatsch: "Diaconus grüßt seinen Macedo. Ich kann es nicht vermeiden, Dir zu schreiben, dass Du kräftig angeschwärzt wirst bei Iucundus und Dido vom Freigelassenen des Domitius..." Palme betont die Direktheit dieser antiken Kommunikation.

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