Kiel. Das Germanistik-Studium an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) hat sich im Wintersemester 2024 als der gefragteste Studiengang für Erstsemester etabliert.
Viele verbinden mit dem Germanistik-Studium vor allem das Lesen von Büchern. Doch Leena Bodin, eine 25-jährige Absolventin des Programms, gibt Einblicke, was Studierende erwarten können. In einem Interview erläutert sie die erforderlichen Kompetenzen für diesen Bereich.
Bodin wählte diesen Studiengang aufgrund ihrer Leidenschaft für das Geschichtenerzählen. Sie sagte: "Ich höre und erzähle unglaublich gerne Geschichten. Ich wollte wissen, wie das funktioniert. Wie ist eine Geschichte aufgebaut? Wie bringen Geschichten Menschen dazu, sich zu verändern?" Ihr besonderes Interesse gilt der Narratologie.
Wichtige Kompetenzen für das Germanistik-Studium sind Grammatikkenntnisse. Die CAU bietet eine Woche vor Semesterbeginn einen Intensivkurs in Grammatik an, um sicherzustellen, dass alle Studierenden auf dem gleichen Stand sind, obwohl die Teilnahme nicht verpflichtend ist. Studierende sollten auch bereit sein, Referate zu halten und an Gruppenarbeiten teilzunehmen, wobei ein starkes Interesse an der Textanalyse entscheidend ist.
Der Lehrplan beginnt mit Grundlagen in der Literaturwissenschaft und Sprachwissenschaft. In der Literaturwissenschaft lernen die Studierenden, wie Texte strukturiert sind und welche Stilmittel es gibt, während die Sprachwissenschaft sich auf die Sprachentwicklung und die Verbindung zwischen vergangenen und gegenwärtigen Sprachen konzentriert. Die Studierenden können zwischen Kursen in Mittelhochdeutsch oder Mittelniederdeutsch wählen, wobei der Fokus auf den Sprachen und deren kulturellen Kontexten liegt.
Zu Beginn werden Prüfungen abgelegt, doch im Verlauf des Studiums dominieren schriftliche Arbeiten. Während des Bachelor-Studiums können sich die Studierenden auf Bereiche wie Neuere deutsche Literatur, Sprachwissenschaft, Mittelhochdeutsch, Mittelniederdeutsch oder Medienwissenschaft spezialisieren. Letztere konzentriert sich auf die Analyse von Film- und Fernsehproduktionen, wobei die Studierenden zwischen ästhetischen, historischen, gesellschaftlichen oder transmedialen Ansätzen wählen können. Es ist wichtig zu beachten, dass das Germanistik-Studium nicht ohne ein zweites Fach absolviert werden kann. Bodin wählte Kunstgeschichte als ihr zweites Fach. Die Regelstudienzeit für den Bachelor in Germanistik beträgt sechs Semester, und der Studiengang ist zulassungsfrei.
Bodin findet die Medienwissenschaft besonders interessant, insbesondere die Analyse von Filmen und Videospielen. Auch die Phonetik in der Sprachwissenschaft fand sie spannend, da es darum ging, wie Sprache klingt, einschließlich Dialekten. In der Literaturwissenschaft gefiel ihr besonders die Analyse von Gedichten.
Obwohl sie mit ihrem Studium zufrieden ist, hatte Bodin anfangs Schwierigkeiten mit organisatorischen Aspekten, da die Struktur des Studiums und der Anmeldeprozess unklar waren. Sie betonte die Bedeutung der Priorisierung dessen, was für Prüfungen auswendig gelernt werden muss, insbesondere in der Sprachwissenschaft.
Bodin empfiehlt das Programm Personen, die sich gerne intensiv mit fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten beschäftigen und sich die Frage stellen möchten: Was sagt mir der Text eigentlich? Dieses Studium passt zu Menschen, die gerne Geschichten erzählen und hören wollen.
Insgesamt entsprach Bodins Erfahrung ihren Erwartungen, da ihre Studienzeit eine Fortsetzung ihrer soliden Deutschkenntnisse aus der Schule war. Sie bemerkte, dass die Beschäftigung mit dem Mittelhochdeutschen und Mittelniederdeutschen viele Studierende überrascht und Fragen zur Relevanz aufwirft.