Eine kürzlich durchgeführte Studie von flämischen Forschern kommt zu dem Schluss, dass das Erlernen von Latein nicht signifikant andere akademische Fähigkeiten bei Schülern verbessert. Die Forschung analysierte Daten von 1.731 Schülern und stellte fest, dass diejenigen, die sechs Jahre Latein studierten, in der niederländischen Rechtschreibung, im Textverständnis und in Intelligenztests besser abschnitten, diese Unterschiede jedoch bereits vor dem Beginn ihrer Sekundarschulbildung erkennbar waren.
Die Studie legt nahe, dass der sogenannte 'Lateinbonus'—ein wahrgenommenes Vorteil im Wortschatz—existiert, aber minimal ist. Die Forscher führen die Leistungsunterschiede hauptsächlich auf Selektions-Effekte zurück, was darauf hindeutet, dass motiviertere oder intelligentere Schüler eher dazu neigen, Latein als Prüfungsfach zu wählen.
Die Forscherin Cathy Hauspie von der Universität Gent betont die Notwendigkeit, die Erwartungen an die kognitiven Vorteile von Latein neu zu kalibrieren. Sie weist darauf hin, dass Behauptungen auf flämischen Bildungswebseiten über die Vorteile von Latein auf veralteten und fehlerhaften Studien basieren. Ähnliche Behauptungen finden sich in niederländischen Studienberatungen, in denen Organisationen vorschlagen, dass Latein zu größerem 'Sprachbewusstsein, Sensibilität und Präzision' führen kann.
Bosco Smit, Lehrer für klassische Sprachen und Präsident der Vereinigung der Klassizisten in den Niederlanden, stellt fest, dass die Studie hauptsächlich die Übertragungswerte von Latein behandelt und die Frage aufwirft, ob es Vorteile in anderen Fächern bietet. Er argumentiert, dass der intrinsische Wert von Latein in dem 'interkulturellen Bewusstsein' liegt, das den Lateinschülern vermittelt wird, da Grammatik und Wortschatz immer im Kontext von Geschichten aus der Antike eingebettet sind.
Darüber hinaus erkennen die flämischen Forscher an, dass Latein wahrscheinlich einen begrenzten Einfluss auf die niederländischen Sprachfähigkeiten hat, dieser Einfluss auf Französisch oder Spanisch jedoch viel ausgeprägter sein könnte, da diese Sprachen viel stärkere lateinische Wurzeln haben.