Die Internationale Juristenkommission (ICJ) hat Bedenken hinsichtlich der Standards für faire Verfahren in Tunesien geäußert, nachdem zivile Oppositionelle vor Militärgerichten angeklagt wurden. Die ICJ betonte, dass Verurteilungen, die auf "flagranten Verstößen" beruhen, die Verpflichtungen des Staates zur Gewährleistung der Menschenrechte untergraben. Die Erklärung der ICJ folgt auf erste Urteile, die zu langen Haftstrafen für etwa 40 Personen führten. Unter den Angeklagten befanden sich politische Gegner, Anwälte und Menschenrechtsverteidiger, deren Strafen zwischen 13 und 66 Jahren lagen. Die Anklage gegen die Beschuldigten umfasste "Verschwörung gegen die Staatssicherheit" und "terroristische Verbindungen", so die Staatsanwaltschaft. Die ICJ betonte, dass die Verurteilung von Zivilisten vor Militärgerichten ernsthafte Bedenken hinsichtlich des ordnungsgemäßen Verfahrens und der Unabhängigkeit der Justiz aufwirft. Erica Guevara-Rosas, Senior Director für Forschung, Politik und Interessenvertretung der ICJ, erklärte, dass die Prozesse ein beunruhigendes Bild der Justiz zeichnen. Sie fügte hinzu, dass die Prozesse die Herausforderungen für Tunesiens internationale Verpflichtungen in Bezug auf Menschenrechte und Rechtsstaatlichkeit aufzeigen. Die ICJ forderte die tunesischen Behörden nachdrücklich auf, ihren internationalen Verpflichtungen zur Gewährleistung der Menschenrechte, einschließlich der Meinungs- und Vereinigungsfreiheit, nachzukommen. Darüber hinaus forderte die ICJ ein Ende der Strafverfolgung von Zivilisten vor Militärgerichten und forderte die Achtung der Rechte von Menschenrechtsverteidigern und Kritikern. Die Organisation äußerte auch die Besorgnis, dass die Prozesse auf unbegründeten Anschuldigungen beruhten, darunter Terrorismusvorwürfe ohne glaubwürdige Beweise. Die ICJ betonte, dass einige Angeklagte seit über zwei Jahren inhaftiert sind und sich wegen Straftaten im Zusammenhang mit Staatssicherheit und Terrorismus verantworten müssen. Die ICJ kritisierte auch die Tatsache, dass sich drei Verteidigerteams aufgrund von Manipulationen an Videobeweisen aus dem Verfahren zurückzogen. Die ICJ erklärte, dass diese Rückzüge die Fairness des Verfahrens untergraben. Die Bedenken der Organisation spiegeln eine breitere internationale Prüfung der Menschenrechtsbilanz Tunesiens unter Präsident Kais Saied wider. Präsident Kais Saied übernahm 2021 die volle Macht, nachdem er das Parlament aufgelöst und eine neue Verfassung eingeführt hatte. Diese Maßnahmen haben Bedenken hinsichtlich der Aushöhlung demokratischer Normen und der Unabhängigkeit der Justiz geweckt. Russland schloss sich diesen Bedenken an und betonte die Bedeutung der Wahrung grundlegender Freiheiten und der Gewährleistung fairer Verfahren in Tunesien.
Tunesisches Justizsystem wegen Bedenken hinsichtlich fairer Verfahren in der Kritik
Bearbeitet von: Татьяна Гуринович
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