Am 19. Dezember 2023 gewährte der ungarische Premierminister Viktor Orban Marcin Romanowski, einen ehemaligen polnischen stellvertretenden Justizminister, der mit einem europäischen Haftbefehl gesucht wird, Asyl. Diese Entscheidung führte zu einem erheblichen diplomatischen Konflikt zwischen Polen und Ungarn, zwei historisch eng verbundenen Nationen.
Der polnische Außenminister Radoslaw Sikorski verurteilte den Schritt und erklärte, er verletze die in den EU-Verträgen festgelegten Kooperationsprinzipien. In Reaktion darauf rief Polen seinen Botschafter aus Ungarn zurück und bestellte den ungarischen Botschafter in Warschau zu Konsultationen ein, was eine seltene diplomatische Eskalation zwischen EU-Mitgliedstaaten darstellt.
Der polnische Premierminister Donald Tusk kritisierte Orbans Handlungen und verglich sie mit dem Regime des belarussischen Diktators Alexander Lukaschenko. Tusk hob die Auswirkungen von Romanowskis Asyl auf die Bemühungen der polnischen Regierung zur Wiederherstellung der Rechtsstaatlichkeit im Kontext anhaltender Korruptionsskandale hervor.
Romanowski, der mit mehreren strafrechtlichen Anklagen, einschließlich Unterschlagung, konfrontiert ist, floh nach Ungarn, nachdem ein polnisches Gericht seine Haft angeordnet hatte. Sein Asyl hat Spekulationen über mögliche weitere Asylfälle von anderen polnischen Politikern, die in Korruption verwickelt sind, ausgelöst.
Die Situation spiegelt einen breiteren Kontext politischer Spannungen in der Region wider, wobei die Asylpolitik Ungarns zunehmend auf die Möglichkeit hin untersucht wird, Personen zu beherbergen, die in ihren Herkunftsländern mit rechtlichen Herausforderungen konfrontiert sind.