Die Antarktis, ein scheinbar karger und eisiger Kontinent, birgt eine verborgene Welt unter ihrer dicken Eisdecke. Wissenschaftler entdecken weiterhin vielfältige Biome, subglaziale Seen und Flüsse sowie Überreste alter Ökosysteme, die Einblicke in die Vergangenheit und die mögliche Zukunft des Kontinents bieten.
Subglaziale Seen und mikrobielles Leben
Die Antarktis beherbergt über 400 subglaziale Seen, darunter den Wostoksee, der seit bis zu 15 Millionen Jahren von der Atmosphäre abgeschlossen ist. Forscher haben in diesen Seen einzigartiges mikrobielles Leben entdeckt, das an Hochdruck-, Sauerstoffmangel- und Gefrierbedingungen angepasst ist. Im Mai 2025 wurde im Wostoksee eine bisher unbekannte Form mikrobiellen Lebens entdeckt, die keiner bekannten Art entspricht. Diese Organismen überleben, indem sie Mineralien und Chemikalien aus dem Grundgestein konsumieren.
Alte Regenwälder und Bernstein-Fossilien
Fossile Beweise zeigen, dass die Antarktis einst von gemäßigten Regenwäldern bedeckt war. Die Entdeckung von Bernstein-Fossilien, wie sie von Johann Klages gefunden wurde, gibt Einblicke in diese alten Ökosysteme. Der Bernstein enthält Überreste von Rinde von nadelbaumartigen Bäumen, die in der Region vor 90 Millionen Jahren gediehen.
Schmelzendes Eis und Meeresströmungen
Schmelzende antarktische Eisschilde wirken sich auf den Antarktischen Zirkumpolarstrom (ACC) aus, die stärkste Meeresströmung der Welt. Eine im März 2025 veröffentlichte Studie deutet darauf hin, dass sich der ACC bis 2050 um 20 % verlangsamen könnte, da Schmelzwasser das salzige Meerwasser verdünnt. Diese Störung könnte die Fähigkeit des Ozeans beeinträchtigen, Wärme und Kohlendioxid zu absorbieren, was den Klimawandel beschleunigt.
Kartierung der subglazialen Landschaft
Das Bedmap3-Projekt unter der Leitung des British Antarctic Survey hat die detaillierteste Karte der Landschaft unter der antarktischen Eisdecke erstellt. Diese Karte zeigt verborgene Berge, Schluchten und das dickste Eis, das sich in einem unbenannten Canyon im Wilkesland befindet. Bedmap3 hilft Wissenschaftlern zu verstehen, wie die Antarktis auf den Klimawandel reagieren könnte, und den Anstieg des Meeresspiegels vorherzusagen.