Bei einer überraschenden Entdeckung haben Forscher der University of Manitoba im Sommer 2020 die erste dokumentierte Sichtung von Grönlandwalen in der Churchill River-Mündung festgehalten. Die Wale, die normalerweise in arktischen Gewässern vorkommen, wurden während einer Beluga-Wal-Überwachungsstudie per Zeitraffer-Kamera beobachtet.
Die Sichtung ist besonders bemerkenswert, da die Churchill River-Mündung flach ist und hauptsächlich von Beluga-Walen frequentiert wird. Grönlandwale sind außerhalb ihres üblichen Verbreitungsgebiets auch typischerweise Einzelgänger. Die Forscher überprüften historische Daten und fanden seit 1900 nur zehn dokumentierte Sichtungen einzelner Grönlandwale in der Region.
Mögliche Erklärungen für die Anwesenheit der Wale sind Habitatverschiebungen aufgrund des Klimawandels, die Ausdehnung der Population Ostkanada-Westgrönland, die Flucht vor vermehrter Orca-Prädation aufgrund des Rückgangs des Meereises oder die Suche nach Nahrung in den reichhaltigen Gezeitenzonen der Mündung. Die Forscher vermuten auch, dass es sich bei den Walen um ein Mutter-Kalb-Paar gehandelt haben könnte.
Die vermehrten Sichtungen von Grönlandwalen in der Mündung seit dem Jahr 2000 könnten zusätzliche Managementstrategien erforderlich machen, wie z. B. Beschränkungen des Schiffsverkehrs, angesichts des Status der Art als "besorgniserregend". Die Entdeckung unterstreicht die Bedeutung der Überwachung mariner Ökosysteme und des Verständnisses der Auswirkungen von Umweltveränderungen.